Per Taxifahrt ging es von Bajgiran Down Town zum kleinen Grenzpaß hoch. Nachdem die ganze Reise durch den Iran so unkompliziert verlaufen war hatten wir auch wenig Sorge, daß uns die Ausreise nun Schwierigkeiten bereiten sollte. Dank einschlägiger Internetrecherche auf unserem Lonely Planet Reise Forum wußten wir bereits im Vorfeld von den insgesamt 11 Paßkontrollen die uns zwischen Bajgiran und Ashgabat erwarten sollten. Wovor wir eher Respekt hatten war die Tatsache, daß noch vor wenigen Monaten Temperaturkontrollen und undefinierte „ Injections against hot“ auf der turkmenischen Seite verabreicht wurden. Und wir hatten uns prompt dank 5 langer Regentage und Bootstour am Kaspischen Meer eine heftige Grippe mit allem drum und dran zugezogen. Gedoped mit allem was man anti-grippe-mäßig bzw. laß-mich- wenigstens- fitter-aussehen-mäßig einnehmen kann haben wir uns dann von Pass- zu Passkontrolle gehangelt um dann auf turkmenischer Seite in das Sanitätszimmer geführt zu werden. Eine Krankenschwester mit riesigem weißen Hut trat auf uns zu- jeder Hustenreiz und Schniefanflug wurde krampfhaft unterdrückt. Doch statt mit einem Thermometer bewaffnet wollte sie nur unsere Nachnamen und das Geburtsjahr wissen und nachdem dies fein säuberlich in ein DIN A3 Format Buch eingetragen war erhielten wir 2 winzige Zettelchen mit handschriftlichen Nummern darauf , die wir auf keinen Fall verlieren sollten. Vielmehr war auf grund fehlender Russisch - Kenntnisse nicht zu erfahren- und bis heute sind wir im Besitz dieser Zettelchen- ohne wohl je zu erfahren, was passiert wäre hätten wir sie denn doch verloren.
Direkt nach der Immigration wartete unser Tourguide, Mr. Oleg , um uns in Empfang zu nehmen.
Die erste Sicht auf Ashgabat ? Wir fuhren vom Pass in die Ebene hinunter, weite Steppe und inmitten weiß glitzernde Hochhäuser. Je näher wir kamen um so eindrücklicher wurden diese aus weißem Marmor gebauten Prunkgebäude. Das nächste was ins Auge fiel, waren die penibel gekehrten Straßen und die alle paar hundert Meter stehenden Frauen mit den entsprechenden Besen in der Hand. Am Rande der Straßen waren akkurat Bäumchen in gleichem Abstand gepflanzt, die wiederum alle einen von Hand gesetzten Kreis aus Kieselsteinen hatten. Dies wurde zur Perfektion betrieben, als daß in flächendeckenden Aufforstungen soweit das Auge in den „Wald“ reichte diese kleinen Bäumchen alle mit dem Kieselsteinkreis umgeben waren.
Wir fuhren auf einer verwaisten Straße nach Ashgabat hinein, uns wundernd, wo sich die 900000 Einwohner verstecken. Dieses Bild der verwaisten Straßen prägt bis auf den kleinen zentralen Bereich um den russischen Bazaar das gesamte Stadtbild. Nebst verwaister Straßen runden leerstehende monströse mit weißem Marmor verkleideter Hochhäuser den Straßenzug ab. Präsident Niyazov liebte es seine Stadt neu zu erschaffen und war quasi Hobby Architekt! Fährt man nachts durch diese „Neubauviertel“ sieht man nur wenige Lichter in den Fenstern brennen. Selbstverliebt lächelt einem der verstorbene Präsident von überdimensionierten Portraits von unzähligen Fassaden her an oder begrüßt einem als goldene Statue auf der Neutrality Arch nebst weiterer unzähliger Statuen. Wehe dem, man zückt eine Kamera! Unzählige Soldaten „sichern“ die gesamt Stadt gegen fotografierwütige Touristen. Überall sind Kameras im Sinne der totalen Überwachung installiert. Laut Reiseführer sind alle großen Hotels und offiziellen öffentlichen Einrichtungen verwanzt. Man sagt-Turkmenistan sei das Nord-Korea Zentralasiens!
Nichts desto trotz fühlen wir uns wohl. Bereits seit der Grenze prägen Frauen das Gesellschaftsbild: Zöllnerinnen, Polizistinnen, Rezeptionistinnen, Marktverkäuferinnen, Straßenkehrerinnen. Es wird viel gelacht auf dem Bazaar, Musik dröhnt aus unzähligen CD-Shops und alles erscheint einem noch viel bunter als sonst- welch Kontrast zum Iran!! Ganz zu Schweigen vom Genuß eines kalten Bieres zu leckerem Plov und Mantis- riesige mit Zwiebeln und Hackfleisch gefüllten Teigtaschen!
Unser Tagesausflug nach Bakharden zu einem unterirdischen See war gelinde gesagt unnötig- aber OK - es kann nicht nur Highlights geben. Um so schöner war am Samstag Morgen dann der Tolkuchka Bazaar, einer der größten Bazaare Zentralasiens, mit allem was das Herz begehrt.
Am Sonntag Mittag wurden wir dann wieder von Mr. Oleg und seinem 4WD abgeholt. 5 Std fuhren fuhren wir quer durch die Karakum Wüste. In Erbent, einem kleinen Nest mitten im Nichts, legten wir eine kurze Pause ein. Hier war irgendwann im letzten Jahrhundert die Zeit stehen geblieben - Kontrastprogramm pur zum sterilem, modernen Neo-stalinistischen Ashgabat ! Irgendwann ging es dann via Sandpiste und Allradantrieb in Richtung brennenden Darvaza Gas Krater weiter.
Ein riesiger Krater reißt plötzlich vor einem auf - das Fauchen der Flammen hört man bereits von weitem. Bis auf einen halben Meter kann man bei günstiger Windrichtung an den Kraterrand heran, ohne daß einem die Stirnhaare versenkt werden. Die Hitze, die einem entgegen schlägt, läßt sich leider trotz initial 300 Fotos ( ok- mittlerweile 90% wieder gelöscht ;-)) nicht auf den Fotos festhalten. Zwischenzeitlich sind auch Thomas und Sabine , 2 Bayern, die uns im Sandsturm bei den Kaluts ( Kerman / Iran) über Nacht Asyl gewährt hatten, eingetroffen. Es scheint, daß all unsere „Wüstenabenteuer“ mit ihnen verknüpft sind;-)))!
Bevor es dunkel wurde, haben wir noch schnell das Zelt aufgebaut während ALL in ONE Tourguide-Fahrer- Küchenchef Oleg Chicken Kebabs und Grillgemüse vorbereitet hat. Am Lagerfeuer gegrillte Kebabs sind schon lecker- und turkmenischer Wodka auch!!!!
Bei vollkommener Dunkelheit, mit vollem Bauch und Gott sei Dank nicht im Vollrausch sind wir dann zum Kraterrand. Was bei Tageslicht imposant ist läßt sich bei Dunkelheit mit Worten nicht beschreiben - schaut Euch einfach die Bilder an!
In der Nacht hat es dann angefangen zu stürmen. Erst nur wieder ein Sandsturm, dann kam der Regen dazu. Letztendlich haben wir die ganze Nacht kein Auge zugetan und waren froh am nächsten Morgen mal wieder in Thomas und Sabines Truck Asyl zu bekommen - samt leckerem Kaffee – frisch gemahlen und aufgebrüht!
Das Zelt wurde in strömendem Regen abgebaut und dann ging es noch einmal 5 Stunden durch die Wüste, die doch angeblich eine der trockensten und heißesten der Welt sein soll - 5 Stunden Dauerregen. Im Regen kamen wir dann auch in Konye – Urgench an, so daß die historischen Ruinen nur bedingt sehenswert waren. Da wir noch über die Grenze nach Uzbekistan mussten wurde das „Sightseeing“ abgekürzt.
Auf dem Bazaar wurden unsere übrigen turkmenischen Manaat in uzbekische Som getauscht. 1 Dollar ergibt 2200 Som - wenn man Glück hat bekommt man dafür 3 Scheine ( 2x1000 Som und 1x200 Som) - es können aber auch 6 Scheine ( 4x500Som und 2x100Som) sein! Mittlerweile tragen wir im wahrsten Sinne des Wortes eine Handtasche voll mit Geldscheinen durch die Gegend!!
Die Ausreise aus Turkmenistan war unspektakulär - in 15 Minuten waren alle bürokratischen Hürden dank Oleg genommen. Die Einreise nach Uzbekistan sollte dann knapp 3 Stunden dauern. Im Vorfeld wußten wir bereits, daß die Custom Declaration Forms überaus genau , insbesondere bezüglich Devisen und Elektroartikel, ausgefüllt werden müssen. Wir wussten auch, daß das Gepäck meist komplett ausgepackt werden muss. Daß dann aber fast jede einzelne Tablette in unserer Reiseapotheke mittels Nachschlagewerk überprüft werden würde - das wußten wir im Vorfeld nicht! Vielleicht hätte Andreas auf die Frage, welcher Arzt er denn sei, nicht Anästhesist antworten sollen: Für den Grenzbeamten war das Wort Narkose gleichbedeutend mit „Narcotics“ - und die wollte man auf jeden Fall finden!!!
Letztendlich durften wir alle unsere Drogen samt Socken, Unterhosen und Zelt wieder einpacken und per Handschlag und einem Lachen im Gesicht der Grenzbeamten nach Uzbekistan einreisen.
Dienstag, 11. Mai 2010
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Hallo ihr beiden!
AntwortenLöschenich bin heute das erste mal auf eurerblgseite,aber bestimmtnicht das letzte Mal. es hört sich ales spannend an,aber auch super interessant. und ich finde es auch sehr mutig , in welche situation ihr euch manches Mal begebt.
Also ich werde immer wieder mal vorbei schauen un d euch weiterhin viel Spaß!
Lg.Kerstin(ZNA)
Hallo :-)
AntwortenLöschenwir hoffen es geht euch gut. Eure Berichte, wie immer wenn eine Tour ansteht; sehr spannend und wenn man die Augen schließt, als wäre man selbst dabei.
Also wir vermissen unsere Nachbarn schon aber wir freuen uns für euch das ihr so viel aufregendes und spannendes erlebt. Bleibt munter und paßt auf euch auf.
N`liewe drigger aus Weisrem :-)) Veronica,Matilda und Marcus
Sandra - Du schaffst es immer wieder!
AntwortenLöschenFERNWEH!!!!!!!!!!!!!!!