Wenn man Uzbekistan hört, fallen einem mehr oder weniger viele Dinge und Namen dazu ein. Für uns hieß Uzbekistan: Seidenstraße, Samarkand, Bukhara, ausgetrockneter Aralsee mit gestrandeten Schiffen – und wir dachten: Kaum Touristen.
Der Anfang hat gestimmt, die Anzahl der Touristen nicht!
Aber mal wieder der Reihe nach: Im Moment sitzen wir in Tashkent in unserem kleinen, gemütlichen Hotel die 5 Tage ab, die die chinesische Botschaft braucht, um unser China Visum zu erstellen. Fast alle anderen hier warten ebenfalls: China, Kirgistan und Tadjikistan sind heiß begehrt. Themen wie „Welche Nation muß welche Vorgaben der verschiedenen Embassies erfüllen, ist es eventuell einfacher, das Visum in Dushanbe oder Bishkek zu beantragen, sind die durch die Unruhen gesperrten Landgrenzen von Tadjikistan nach Kirgistan wieder offen, sind die Straßen vom Pamir Highway in Tadjikistan nach den Überflutungen der letzten Woche wieder passierbar, welche Möglichkeiten gibt es zur Zeit nach Tibet einzureisen und vor allem, wo in Tashkent gerade ein Visacard akzeptierender ATM ( EC Automat) funktioniert der dann auch noch tatsächlicher Dollar ausspuckt ?“ werden hier heiß diskutiert. Letzteres kann einem wahre Kopfschmerzen bereiten: Der Wechselkurs des Euros war in Uzbekistan bereits vor der Eurokrise deutlich schlechter als der Dollar. Als nächstes gibt es einen Schwarzmarkt, der einem den Kurs erheblich verbessert (statt offizieller 1500Som für 1 $ - 2200 Som auf dem Schwarzmarkt, somit ist Bargeld unerläßlich. ATM's gibt es nicht und cashed man mittels Visacard /Mastercard/ Traveller-Scheck in einer Bank oder Hotel darf man entsprechend 4% Komission zahlen, die in der Summe natürlich gewaltig ist.
Folglich ist jeder, sowohl Tourist als auch Einheimischer, darauf aus,in Tashkent, als einzige Stadt Uzbekistans mit Visa ATM diese seltenen Teile zu plündern, um seine Dollar Cash Reserven für den Schwarzmarkt aufzustocken - mit der Konsequenz, wenn gerade mal wieder einer gefunden ist, verbreitet sich die Info wie ein Lauffeuer und der Automat ist innerhalb kürzester Zeit wieder leer!
Den gestrigen Morgen verbrachten wir ab 7.30h in einer Schlange stehend vor der chinesischen Botschaft, die nur Mo-Mi-Fr von 9.00-12.00h geöffnet ist und letzte Woche geschlossen hatte. Gott sei Dank waren wir von einem belgischen Pärchen vorab per Mail darüber informiert worden, so daß wir bereits früh dort sein konnten. Steht man um 12.00h noch immer in der Schlange hat man Pech gehabt. Das Tor geht zu und man darf am übernächsten Tag wieder anstehen.
Insgesamt muß man sagen, hatten wir jedoch ausgesprochenes Glück anbetracht der vielen kleinen und größeren Visa- Horrorgeschichten: Wir brauchten keinen Letter of Invitation und wir konnten sogar das Double Entry Visum für 2x60 Tage beantragen – das dann - „Inshallah“ - am Freitag in unseren Pässen kleben wird. Ob wir tatsächlich ein Double Entry Visum für China brauchen werden, wissen wir noch nicht. Aber zur Zeit liebäugeln wir ein bissl mit Korea und Japan – aber das hat ja noch ein wenig Zeit!! Erstmal geht es Anfang nächster Woche nach Tadjikistan mit dem Pamir Highway und dann hoffentlich Kirgistan in Abhängigkeit der Aufstände und der Grenzsituation.
Die letzten 3 Wochen hatten einige „Überraschungen“ geboten. Angefangen in Nukus, wo wir für 3 Tage zu Sabine und Thomas, die wir ja schon aus dem Iran kannten, in den Truck zugestiegen sind. Somit durften wir die wahren Pflichten, Sorgen und Nöte der sog. Overlander, wie man die Selbstfahrer aus Europa nennt, erleben.
Die Strecke nach Moynaq war trocken und flach, die Dörfer arm und der Anblick des nicht mehr vorhandenen Aralsees mit seinen gestrandeten, verrosteten Schiffen deprimierend. Diese sowjet-hausgemachte Ökokatastrophe zählt zu den Weltgrößten der Geschichte.
Dank Sabine und Thomas konnten wir die Anzahl unserer „Wüstenübernachtungen samt Abenteuer“ noch einmal steigern.;-)
Die Rückfahrt sollte per GPS über eine etwas abseits gelegene Route verlaufen. Leider wurde die Überfahrt über einen breiten Fluß durch die nicht mehr vorhandene Brücke vereitelt, so daß die ganze bereits gefahren Strecke bei sengender Hitze wieder zurückgefahren werden musste. Einige Tage später haben wir per Internet noch einmal die Google Maps angeschaut - Die Straße ist in der Tat gut zu erkennen - zoomt man jedoch auf den Fluß, sieht man nur noch die Brückenreste!
Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch immer der Meinung fast alleine in Uzbekistan unterwegs zu sein. Selbst in Khiva war die Anzahl der Rucksackreisenden und Studiosusgruppen überschaubar, so daß man nach 3 Tagen fast jeden kannte. Am Wochenende fand ein riesiges traditionelles Musik- und Kulturfest unter Schirmherrschaft der Präsidententochter statt. Wrestling, Hahnen- und Widder-Kämpfe gab es zu bestaunen, sowie unzählige Tanz und Musikgruppen die ihr Talent zum Besten gaben. Anschließend gabs 2 Tage „Urlaub“ im Sinne von „Nichtstun“ wie Reiseberichte schreiben, Bilder nachzubearbeiten, Wäsche waschen und lesenderweise Route planen. Für jeden zu Hause mag das ja wie der pure Hohn klingen. Aber bis zur Einreise nach Turkmenistan waren wir ja fast alle 2 Tage irgendwo anders, sprich: Rucksack aus - und einpacken, neu orientieren, Hotelsuche, Sightsseing Tour, am Abend wieder Route oder falls schon geschehen , Weitertransport für die nächste Etappe planen und organisieren. Das ist auf Dauer richtig anstrengend. Um so schöner sind dann die wenigen Tage „Urlaub vom Urlaub“ - grotesk -gell???
Danach ging es weiter nach Bukhara: Nirgendwo auf der Welt- selbst in Paris oder sonstigen Metropolen-haben wir je so viele Tourbusse gesehen!!!! Jeder 2. Bus gehörte einer deutschen Reisegruppe. Gefolgt von Franzosen und Italienern. Jede Medressa und jede Moschee war in einen Souvenirladen verwandelt, so daß man zum Teil vor lauter Teppichen und Tüchern an den Wänden kaum noch die Mosaike aus der Nähe betrachten konnte. Die Preise waren dem kauflustigen und vor allem kaufkräftigen europäischem Puplikum angepasst. Eines Mittags saßen wir kaffetrinkenderweise in einem kleinen Lokal. An der Wand hing ein in der Tat wunderschönes 2x2m großes Tuch. Ein älteres Ehepaar zeigte sich interessiert und fragte nach dem Preis. Leider verstanden wir nur 5000.. und dachten, das ist aber günstig! 5000 Som(2,27$)-hhmm - das kann aber eigentlich auch nicht sein - aber 5000 $!!!!!??????? Auf Nachfrage bestätigte man lächelnd die 5000 $- aber man könne uns gerne noch einen kleinen Discount geben. Wir lehnten lachend dankend ab und waren froh, daß unser Kaffee nur 50 Cent gekostet hatte.
Somit war Uzbekistan irgendwie gar nicht mehr so „exotisch“ wie wir gedacht haben. Und wer also je einen Teil der Seidenstraße bereisen möchte, in Uzbekistan ist das mehr als einfach und ungefährlich - auch ohne organisierte Tourgruppe - möglich. Per Zug ging es dann 3 Stunden weiter nach Samarkand - der Stadt des Registans mit seinen blauen Kuppeln, Medressen und Mosaiken die wohl fast jeder mit der Seidenstraße in Verbindung bringt.
Und nachdem wir dort die Nachricht aus Tashkent erhielten, daß die chinesische Botschaft bis Montag geschlossen sei, haben wir es dort in unserem Hotel mit unzähligen Tassen Tee und Kaffee und stundenlangen Gesprächen mit Reisender aller Art gut ausgehalten. An dieser Stelle muß unbedingt eine weitere Überraschung erwähnt werden. Der gemeine Rucksacktourist in Zentralasien gehört in der Tat einer aussterbenden Art an: Mehr als 2/3 aller Reisenden hier sind mit dem Fahrrad von Europa hergefahren! In unserem Hotel standen an einem Morgen 11 Fahrräder: 2 Engländer (beide über 50 Jahre alt), 2 Italiener, 2 Schweizer, 2 Belgier, 2 Franzosen und 1 Deutscher.
An dieser Stelle übrigens ganz liebe Grüße an Adi und Luise aus München, die den heißdiskutierten Karakorum Highway nach Pakistan schon vor über 20 Jahren bereist haben! ;-))
Die Tage vergingen schnell und schon saßen wir am Sonntag Mittag wieder im Zug mit Ziel Tashkent. Die Taxifahrt zu unserem Hotel war noch einmal „abenteuerlich“. Zu viert steuerten wir auf die Taximafia zu. „ Gulnara Hotel-Chorsu Bazaar- Skol'ka stoid?“ „Gulnara Hotale Chorsu Bazaar-good-good-i know!“ war die Antwort, der Preis erstaunlich schnell ausgehandelt und die Rucksäcke verpackt. 3 Minuten Fahrtzeit später hält das Taxi vor dem besten 5 Sterne Hotel der Stadt. „ Mir Hotale! „ grinst uns der Taxifahrer an - „Gulnara-Gulnara“ wiederholen unisono 4 Münder- „Mir Hotale“ erneut auf das große Portal deutend der Taxifahrer- „Gulnara-Gulnara -Chorsu Bazaar!!!“ mit Nachdruck wir. Der Preisunterschied der beiden Hotels dürfte weit im 3stelligen Bereich liegen- nur so ganz nebenbei bemerkt. Als ihm langsam dämmerte, er hätte nicht einfach „Gulnar-good- i know“ sagen sollen in der Annahme, daß alle europäischen Touristen ausschließlich im 5 Sterne Hotel wohnen, hat sich das Grinsen ein wenig verflüchtigt. 45 min später wurden wir nach endlosen Schleifen durch Tashkents Innenstadt mitten auf der Hauptstraße „gebeten“ auszusteigen - er hätte jetzt keine Zeit mehr das Hotel zu suchen und er wolle auch kein Geld von uns!
Uzbekistan- eine Überraschung an sich. Nicht ganz, wie wir es uns vorgestellt haben, aber wunderschöne Begegnungen, von Herzen liebenswerte Menschen, unendliche Hilfsbereitschaft und vor allem die wunderschönen Medressen und blauen Kuppeln der Seidenstraße haben die letzten 3 Wochen zunächst einmal unvergessen gemacht.
Donnerstag, 27. Mai 2010
Dienstag, 11. Mai 2010
Surreales Ashgabat und "flammendes Inferno"!
Per Taxifahrt ging es von Bajgiran Down Town zum kleinen Grenzpaß hoch. Nachdem die ganze Reise durch den Iran so unkompliziert verlaufen war hatten wir auch wenig Sorge, daß uns die Ausreise nun Schwierigkeiten bereiten sollte. Dank einschlägiger Internetrecherche auf unserem Lonely Planet Reise Forum wußten wir bereits im Vorfeld von den insgesamt 11 Paßkontrollen die uns zwischen Bajgiran und Ashgabat erwarten sollten. Wovor wir eher Respekt hatten war die Tatsache, daß noch vor wenigen Monaten Temperaturkontrollen und undefinierte „ Injections against hot“ auf der turkmenischen Seite verabreicht wurden. Und wir hatten uns prompt dank 5 langer Regentage und Bootstour am Kaspischen Meer eine heftige Grippe mit allem drum und dran zugezogen. Gedoped mit allem was man anti-grippe-mäßig bzw. laß-mich- wenigstens- fitter-aussehen-mäßig einnehmen kann haben wir uns dann von Pass- zu Passkontrolle gehangelt um dann auf turkmenischer Seite in das Sanitätszimmer geführt zu werden. Eine Krankenschwester mit riesigem weißen Hut trat auf uns zu- jeder Hustenreiz und Schniefanflug wurde krampfhaft unterdrückt. Doch statt mit einem Thermometer bewaffnet wollte sie nur unsere Nachnamen und das Geburtsjahr wissen und nachdem dies fein säuberlich in ein DIN A3 Format Buch eingetragen war erhielten wir 2 winzige Zettelchen mit handschriftlichen Nummern darauf , die wir auf keinen Fall verlieren sollten. Vielmehr war auf grund fehlender Russisch - Kenntnisse nicht zu erfahren- und bis heute sind wir im Besitz dieser Zettelchen- ohne wohl je zu erfahren, was passiert wäre hätten wir sie denn doch verloren.
Direkt nach der Immigration wartete unser Tourguide, Mr. Oleg , um uns in Empfang zu nehmen.
Die erste Sicht auf Ashgabat ? Wir fuhren vom Pass in die Ebene hinunter, weite Steppe und inmitten weiß glitzernde Hochhäuser. Je näher wir kamen um so eindrücklicher wurden diese aus weißem Marmor gebauten Prunkgebäude. Das nächste was ins Auge fiel, waren die penibel gekehrten Straßen und die alle paar hundert Meter stehenden Frauen mit den entsprechenden Besen in der Hand. Am Rande der Straßen waren akkurat Bäumchen in gleichem Abstand gepflanzt, die wiederum alle einen von Hand gesetzten Kreis aus Kieselsteinen hatten. Dies wurde zur Perfektion betrieben, als daß in flächendeckenden Aufforstungen soweit das Auge in den „Wald“ reichte diese kleinen Bäumchen alle mit dem Kieselsteinkreis umgeben waren.
Wir fuhren auf einer verwaisten Straße nach Ashgabat hinein, uns wundernd, wo sich die 900000 Einwohner verstecken. Dieses Bild der verwaisten Straßen prägt bis auf den kleinen zentralen Bereich um den russischen Bazaar das gesamte Stadtbild. Nebst verwaister Straßen runden leerstehende monströse mit weißem Marmor verkleideter Hochhäuser den Straßenzug ab. Präsident Niyazov liebte es seine Stadt neu zu erschaffen und war quasi Hobby Architekt! Fährt man nachts durch diese „Neubauviertel“ sieht man nur wenige Lichter in den Fenstern brennen. Selbstverliebt lächelt einem der verstorbene Präsident von überdimensionierten Portraits von unzähligen Fassaden her an oder begrüßt einem als goldene Statue auf der Neutrality Arch nebst weiterer unzähliger Statuen. Wehe dem, man zückt eine Kamera! Unzählige Soldaten „sichern“ die gesamt Stadt gegen fotografierwütige Touristen. Überall sind Kameras im Sinne der totalen Überwachung installiert. Laut Reiseführer sind alle großen Hotels und offiziellen öffentlichen Einrichtungen verwanzt. Man sagt-Turkmenistan sei das Nord-Korea Zentralasiens!
Nichts desto trotz fühlen wir uns wohl. Bereits seit der Grenze prägen Frauen das Gesellschaftsbild: Zöllnerinnen, Polizistinnen, Rezeptionistinnen, Marktverkäuferinnen, Straßenkehrerinnen. Es wird viel gelacht auf dem Bazaar, Musik dröhnt aus unzähligen CD-Shops und alles erscheint einem noch viel bunter als sonst- welch Kontrast zum Iran!! Ganz zu Schweigen vom Genuß eines kalten Bieres zu leckerem Plov und Mantis- riesige mit Zwiebeln und Hackfleisch gefüllten Teigtaschen!
Unser Tagesausflug nach Bakharden zu einem unterirdischen See war gelinde gesagt unnötig- aber OK - es kann nicht nur Highlights geben. Um so schöner war am Samstag Morgen dann der Tolkuchka Bazaar, einer der größten Bazaare Zentralasiens, mit allem was das Herz begehrt.
Am Sonntag Mittag wurden wir dann wieder von Mr. Oleg und seinem 4WD abgeholt. 5 Std fuhren fuhren wir quer durch die Karakum Wüste. In Erbent, einem kleinen Nest mitten im Nichts, legten wir eine kurze Pause ein. Hier war irgendwann im letzten Jahrhundert die Zeit stehen geblieben - Kontrastprogramm pur zum sterilem, modernen Neo-stalinistischen Ashgabat ! Irgendwann ging es dann via Sandpiste und Allradantrieb in Richtung brennenden Darvaza Gas Krater weiter.
Ein riesiger Krater reißt plötzlich vor einem auf - das Fauchen der Flammen hört man bereits von weitem. Bis auf einen halben Meter kann man bei günstiger Windrichtung an den Kraterrand heran, ohne daß einem die Stirnhaare versenkt werden. Die Hitze, die einem entgegen schlägt, läßt sich leider trotz initial 300 Fotos ( ok- mittlerweile 90% wieder gelöscht ;-)) nicht auf den Fotos festhalten. Zwischenzeitlich sind auch Thomas und Sabine , 2 Bayern, die uns im Sandsturm bei den Kaluts ( Kerman / Iran) über Nacht Asyl gewährt hatten, eingetroffen. Es scheint, daß all unsere „Wüstenabenteuer“ mit ihnen verknüpft sind;-)))!
Bevor es dunkel wurde, haben wir noch schnell das Zelt aufgebaut während ALL in ONE Tourguide-Fahrer- Küchenchef Oleg Chicken Kebabs und Grillgemüse vorbereitet hat. Am Lagerfeuer gegrillte Kebabs sind schon lecker- und turkmenischer Wodka auch!!!!
Bei vollkommener Dunkelheit, mit vollem Bauch und Gott sei Dank nicht im Vollrausch sind wir dann zum Kraterrand. Was bei Tageslicht imposant ist läßt sich bei Dunkelheit mit Worten nicht beschreiben - schaut Euch einfach die Bilder an!
In der Nacht hat es dann angefangen zu stürmen. Erst nur wieder ein Sandsturm, dann kam der Regen dazu. Letztendlich haben wir die ganze Nacht kein Auge zugetan und waren froh am nächsten Morgen mal wieder in Thomas und Sabines Truck Asyl zu bekommen - samt leckerem Kaffee – frisch gemahlen und aufgebrüht!
Das Zelt wurde in strömendem Regen abgebaut und dann ging es noch einmal 5 Stunden durch die Wüste, die doch angeblich eine der trockensten und heißesten der Welt sein soll - 5 Stunden Dauerregen. Im Regen kamen wir dann auch in Konye – Urgench an, so daß die historischen Ruinen nur bedingt sehenswert waren. Da wir noch über die Grenze nach Uzbekistan mussten wurde das „Sightseeing“ abgekürzt.
Auf dem Bazaar wurden unsere übrigen turkmenischen Manaat in uzbekische Som getauscht. 1 Dollar ergibt 2200 Som - wenn man Glück hat bekommt man dafür 3 Scheine ( 2x1000 Som und 1x200 Som) - es können aber auch 6 Scheine ( 4x500Som und 2x100Som) sein! Mittlerweile tragen wir im wahrsten Sinne des Wortes eine Handtasche voll mit Geldscheinen durch die Gegend!!
Die Ausreise aus Turkmenistan war unspektakulär - in 15 Minuten waren alle bürokratischen Hürden dank Oleg genommen. Die Einreise nach Uzbekistan sollte dann knapp 3 Stunden dauern. Im Vorfeld wußten wir bereits, daß die Custom Declaration Forms überaus genau , insbesondere bezüglich Devisen und Elektroartikel, ausgefüllt werden müssen. Wir wussten auch, daß das Gepäck meist komplett ausgepackt werden muss. Daß dann aber fast jede einzelne Tablette in unserer Reiseapotheke mittels Nachschlagewerk überprüft werden würde - das wußten wir im Vorfeld nicht! Vielleicht hätte Andreas auf die Frage, welcher Arzt er denn sei, nicht Anästhesist antworten sollen: Für den Grenzbeamten war das Wort Narkose gleichbedeutend mit „Narcotics“ - und die wollte man auf jeden Fall finden!!!
Letztendlich durften wir alle unsere Drogen samt Socken, Unterhosen und Zelt wieder einpacken und per Handschlag und einem Lachen im Gesicht der Grenzbeamten nach Uzbekistan einreisen.
Direkt nach der Immigration wartete unser Tourguide, Mr. Oleg , um uns in Empfang zu nehmen.
Die erste Sicht auf Ashgabat ? Wir fuhren vom Pass in die Ebene hinunter, weite Steppe und inmitten weiß glitzernde Hochhäuser. Je näher wir kamen um so eindrücklicher wurden diese aus weißem Marmor gebauten Prunkgebäude. Das nächste was ins Auge fiel, waren die penibel gekehrten Straßen und die alle paar hundert Meter stehenden Frauen mit den entsprechenden Besen in der Hand. Am Rande der Straßen waren akkurat Bäumchen in gleichem Abstand gepflanzt, die wiederum alle einen von Hand gesetzten Kreis aus Kieselsteinen hatten. Dies wurde zur Perfektion betrieben, als daß in flächendeckenden Aufforstungen soweit das Auge in den „Wald“ reichte diese kleinen Bäumchen alle mit dem Kieselsteinkreis umgeben waren.
Wir fuhren auf einer verwaisten Straße nach Ashgabat hinein, uns wundernd, wo sich die 900000 Einwohner verstecken. Dieses Bild der verwaisten Straßen prägt bis auf den kleinen zentralen Bereich um den russischen Bazaar das gesamte Stadtbild. Nebst verwaister Straßen runden leerstehende monströse mit weißem Marmor verkleideter Hochhäuser den Straßenzug ab. Präsident Niyazov liebte es seine Stadt neu zu erschaffen und war quasi Hobby Architekt! Fährt man nachts durch diese „Neubauviertel“ sieht man nur wenige Lichter in den Fenstern brennen. Selbstverliebt lächelt einem der verstorbene Präsident von überdimensionierten Portraits von unzähligen Fassaden her an oder begrüßt einem als goldene Statue auf der Neutrality Arch nebst weiterer unzähliger Statuen. Wehe dem, man zückt eine Kamera! Unzählige Soldaten „sichern“ die gesamt Stadt gegen fotografierwütige Touristen. Überall sind Kameras im Sinne der totalen Überwachung installiert. Laut Reiseführer sind alle großen Hotels und offiziellen öffentlichen Einrichtungen verwanzt. Man sagt-Turkmenistan sei das Nord-Korea Zentralasiens!
Nichts desto trotz fühlen wir uns wohl. Bereits seit der Grenze prägen Frauen das Gesellschaftsbild: Zöllnerinnen, Polizistinnen, Rezeptionistinnen, Marktverkäuferinnen, Straßenkehrerinnen. Es wird viel gelacht auf dem Bazaar, Musik dröhnt aus unzähligen CD-Shops und alles erscheint einem noch viel bunter als sonst- welch Kontrast zum Iran!! Ganz zu Schweigen vom Genuß eines kalten Bieres zu leckerem Plov und Mantis- riesige mit Zwiebeln und Hackfleisch gefüllten Teigtaschen!
Unser Tagesausflug nach Bakharden zu einem unterirdischen See war gelinde gesagt unnötig- aber OK - es kann nicht nur Highlights geben. Um so schöner war am Samstag Morgen dann der Tolkuchka Bazaar, einer der größten Bazaare Zentralasiens, mit allem was das Herz begehrt.
Am Sonntag Mittag wurden wir dann wieder von Mr. Oleg und seinem 4WD abgeholt. 5 Std fuhren fuhren wir quer durch die Karakum Wüste. In Erbent, einem kleinen Nest mitten im Nichts, legten wir eine kurze Pause ein. Hier war irgendwann im letzten Jahrhundert die Zeit stehen geblieben - Kontrastprogramm pur zum sterilem, modernen Neo-stalinistischen Ashgabat ! Irgendwann ging es dann via Sandpiste und Allradantrieb in Richtung brennenden Darvaza Gas Krater weiter.
Ein riesiger Krater reißt plötzlich vor einem auf - das Fauchen der Flammen hört man bereits von weitem. Bis auf einen halben Meter kann man bei günstiger Windrichtung an den Kraterrand heran, ohne daß einem die Stirnhaare versenkt werden. Die Hitze, die einem entgegen schlägt, läßt sich leider trotz initial 300 Fotos ( ok- mittlerweile 90% wieder gelöscht ;-)) nicht auf den Fotos festhalten. Zwischenzeitlich sind auch Thomas und Sabine , 2 Bayern, die uns im Sandsturm bei den Kaluts ( Kerman / Iran) über Nacht Asyl gewährt hatten, eingetroffen. Es scheint, daß all unsere „Wüstenabenteuer“ mit ihnen verknüpft sind;-)))!
Bevor es dunkel wurde, haben wir noch schnell das Zelt aufgebaut während ALL in ONE Tourguide-Fahrer- Küchenchef Oleg Chicken Kebabs und Grillgemüse vorbereitet hat. Am Lagerfeuer gegrillte Kebabs sind schon lecker- und turkmenischer Wodka auch!!!!
Bei vollkommener Dunkelheit, mit vollem Bauch und Gott sei Dank nicht im Vollrausch sind wir dann zum Kraterrand. Was bei Tageslicht imposant ist läßt sich bei Dunkelheit mit Worten nicht beschreiben - schaut Euch einfach die Bilder an!
In der Nacht hat es dann angefangen zu stürmen. Erst nur wieder ein Sandsturm, dann kam der Regen dazu. Letztendlich haben wir die ganze Nacht kein Auge zugetan und waren froh am nächsten Morgen mal wieder in Thomas und Sabines Truck Asyl zu bekommen - samt leckerem Kaffee – frisch gemahlen und aufgebrüht!
Das Zelt wurde in strömendem Regen abgebaut und dann ging es noch einmal 5 Stunden durch die Wüste, die doch angeblich eine der trockensten und heißesten der Welt sein soll - 5 Stunden Dauerregen. Im Regen kamen wir dann auch in Konye – Urgench an, so daß die historischen Ruinen nur bedingt sehenswert waren. Da wir noch über die Grenze nach Uzbekistan mussten wurde das „Sightseeing“ abgekürzt.
Auf dem Bazaar wurden unsere übrigen turkmenischen Manaat in uzbekische Som getauscht. 1 Dollar ergibt 2200 Som - wenn man Glück hat bekommt man dafür 3 Scheine ( 2x1000 Som und 1x200 Som) - es können aber auch 6 Scheine ( 4x500Som und 2x100Som) sein! Mittlerweile tragen wir im wahrsten Sinne des Wortes eine Handtasche voll mit Geldscheinen durch die Gegend!!
Die Ausreise aus Turkmenistan war unspektakulär - in 15 Minuten waren alle bürokratischen Hürden dank Oleg genommen. Die Einreise nach Uzbekistan sollte dann knapp 3 Stunden dauern. Im Vorfeld wußten wir bereits, daß die Custom Declaration Forms überaus genau , insbesondere bezüglich Devisen und Elektroartikel, ausgefüllt werden müssen. Wir wussten auch, daß das Gepäck meist komplett ausgepackt werden muss. Daß dann aber fast jede einzelne Tablette in unserer Reiseapotheke mittels Nachschlagewerk überprüft werden würde - das wußten wir im Vorfeld nicht! Vielleicht hätte Andreas auf die Frage, welcher Arzt er denn sei, nicht Anästhesist antworten sollen: Für den Grenzbeamten war das Wort Narkose gleichbedeutend mit „Narcotics“ - und die wollte man auf jeden Fall finden!!!
Letztendlich durften wir alle unsere Drogen samt Socken, Unterhosen und Zelt wieder einpacken und per Handschlag und einem Lachen im Gesicht der Grenzbeamten nach Uzbekistan einreisen.
Dienstag, 4. Mai 2010
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