Freitag, 27. August 2010

China

...trotz Ultrasurf haben wir auf Grund der Internetzensur in China und Tibet so gut wie keine Möglichkeit unseren Blog upzudaten....
In Kürze: Es geht uns gut und wir melden uns Mitte September aus Nepal wieder. Emails können wir jedoch empfangen und wir freuen uns wie eh und je herzlichst über jede Nachricht von zu Hause.
1000 Grüße Sandra und Andreas

Mittwoch, 11. August 2010

Sonntag, 1. August 2010

Kirgistan




Hm- was soll ich nur zu Kirgistan schreiben?
Seit 4 Tagen sind wir nun in Kashgar, seit 4 Tagen habe ich die Chance per WIFI einen Text hochzuladen, seit 4 Tagen schiebe ich es vor mir her und grüble was ich denn nun zu 3 Wochen Kirgistan schreiben könnte. Tajikistan und die anderen Länder gingen leicht von der Hand- Kirgistan war/ ist da einfach anders. Anders- was die Menschen betrifft, anders – die Natur, anders- der Umgang mit Touristen, anders – einfach anders.
Nach Bishkek wollten wir ja ursprünglich auf Grund der politischen Situation erst gar nicht reisen. Letzten Endes sind wir dann doch 5 Tage hängen geblieben mit unzähligen Pass Kontrollen und Versuchen der Miliz, sich ihre Gehälter durch unsere Devisen aufzubessern. Händigt man seinen Pass, den man mitführen muss, aus, bekommt man ihn erst nach Bezahlung eines kleinen Bakschischs wieder. Stellt man sich aber lange genug dumm, antwortet immer nur auf deutsch und sagt als einzigen Satz in russisch „Passport gastiniza- Pass Hotel!“ hat man vielleicht Glück und den Beamten wird das Spiel ( in unserem Fall nach 20 min) zu bunt und sie lassen ab.
Unsere schweiz-deutschen Freunde aus Tajikistan haben wir auch wieder getroffen und dank ihnen eine Mitfahrgelegenheit im mittlerweile wieder halbwegs funktionstüchtigen Iveco zum südlichen Issykul See bekommen, wo wir abends samt Lagerfeuer und Badevergnügen gezeltet haben. Am nächsten Tag ging es weiter nach Karakol, bekannt für seinen riesigen Viehmarkt. Geplant war dann, wieder in die Berge zum Wandern und Reiten zu fahren. Aber es kam ein wenig anders!
Sonntag morgens sind wir also um 5.30 h zu besagtem Viehmarkt aufgebrochen um den Antransport der Tiere mit zu erleben. In einen normalen Lada (5 Sitzer) passen mindesten 8 Schafe oder 11 Ziegen und Kofferräume eignen sich auch hervorragend als Tiertransporter- selbst Kälber passen da rein. Um diese Zeit war es bereits „tierisch“ heiß, so daß die Wahl auf unsere Trekkingsandalen fiel. Bereits nach 10 min Viehmarkt dachte ich mir, daß das keine gute Entscheidung war. Hunderte von Viechern aller Art, ein Durcheinander unvorstellbar, hupende Autos, überholende Mopeds und grobe Kirgisen! Weitere 10 min später stand dann ein Ungetüm von Kuh auf meinem linken Fuß, von meinem Schrei gänzlich unbeeindruckt und hat sich erst wieder bewegt, als 3 Kirgisen sie mit aller Gewalt weggeschoben haben. Hinkend hab ich dann den Viehmarkt hinter mich gebracht, in Gedanken bereits die Mittelfußfraktur ahnend, um dann beim Rausgehen aus dem Bazaargelände letzten Endes auch noch in die Sch... zu treten, die ich 4 Stunden lang glücklich umhumpelt hatte- ich war bedient!
Am nächsten Morgen bestand eigentlich allein schon vom Anblick meines Fusses kein Zweifel mehr daran, daß da wohl irgendetwas kaputt gegangen war - wie der Laie so schön sagt. Nachdem mittags alle Erledigungen getätigt, alle „Tourist-Information-Büros“ humpelnderweise abgeklappert und eigentlich für den nächsten Tag die Abfahrt in die Berge samt Wanderritt geplant waren und wir gerade zufälligerweise vorm Krankenhaus standen, hat dann meine Vernunft wieder eingesetzt und ich habe nach langem Zureden von Andreas einem Röntgenbild Wohl oder Übel zugestimmt ;-(
30 min später saß ich unbeschürzt ( Schürzen gibt es dort einfach nicht) auf einem antiquierten Röntgentisch, Andreas konnte ich gerade noch aus dem Raum verbal verscheuchen, als die nette Dame in grün gerade die erste Aufnahme machte. Bei der 2. stand dann ein Patient neben dem Tisch, die Tür zum Röntgenraum wird dort nicht abgeschlossen. Die 3. streng seitliche Aufnahme hat man mir trotz Gezeter verweigert. Echte Zeitersparniss kann ich da nur sagen!
Ok – und daß das Bild dann einen kaputten 2. Mittelfußknochen (nicht dislozierte basisnahe MT II Fraktur) zeigte, war eben nur die Bestätigung des zuvor leider geahnten :-).
Einen Arzt (Chirurg?) hab ich nicht zu Gesicht bekommen - man bekommt seine Röntgenbilder mit Fingerzeig auf die Fraktur in die Hand gedrückt und wird verabschiedet!
Ok- Krücken gab es auch nicht, dafür Wanderstöcke. Statt Gips- praktische Trekkingstiefel mit fester Sohle und Heparinspritzen waren auf Grund der gezwungenermaßen frühfunktionellen Belastung auch nicht notwendig!
Ok- und irgendwie hat dieses modifizierte Konzept einer konservativen Behandlung einer isolierten MT II Fraktur bisher funktioniert: Die Verlaufskontrollen waren bei „hervorragender“ Bildqualität soweit beurteilbar- ok. ;-)))!
Wandern und Reiten fielen dadurch für mich natürlich ins Wasser- samt Laune. Gerade das Reiten wäre ein Highlight Kirgistans geworden. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele Pferde gesehen. An manchen Tagen sind Herden mit über 40-50 Tieren an uns vorbei galoppiert. Am Strassenrand wird von den Nomaden Kymus-gegorene Stutenmilch- verkauft. Pferdefleisch steht auf jeder Speisekarte (wenn man das Kyrillische lesen kann...) und wir sind uns einig: Kirgisische Frauen bringen ihre Kinder im Sattel zur Welt: Zu klein zum Reiten gibt es nicht- zu jung, um einen Hengst zu reiten - auch nicht, zu alt- auch nicht, zu viele Personen auf einem Pferd - auch nicht und überhaupt.
Wer gerne reitet und dem ein organisierter langer Wanderritt zu teuer ist sollte sich mal mit Kirgistan beschäftigen. Pro Tag und Pferd muß man 8 -10 USD kalkulieren, plus Guide samt Pferd ca. 15-20 USD. Absolutes Schnäppchen sag ich da nur -und das ganze in grandioser Landschaft mit wirklich tollen Pferden. Wenn wir an Kirgistan zurückdenken, fallen uns zuerst nur grüne Hügel und Pferdeherden ein!
Aber auch, daß die Kirgisen um einiges unfreundlicher sind als zuvor die Tajiken und deren Vodkakonsum um einiges höher ist.... nichts desto trotz, wäre da nicht die Geschichte mit meinem Fuß, wäre vielleicht der Bericht über Kirgistan etwas euphorischer ausgefallen. So ist das ganze etwas gedämpft, aber sicherlich auch, da uns eben Kirgistan im Vergleich zu dem zuvor Gesehenen zwar gefallen, uns aber eben nicht verzaubert hat.
Highlight waren sicherlich die Reiterspiele ( trotz Buzkaschi, wo ein Lamm extra für das Spiel kurz zuvor geschlachtet wird, um als Spiel-“Ball“ zu dienen). Die letzten Tage haben uns dann am Nordufer des Issykuls entlang, über Kochkor nach Tash Rabat, einer alten Karavanserei gebracht, wo wir mit Nomaden in deren Jurten campiert haben. Die Wiesen dort waren mit Edelweiss übersät und wieder sind Pferdeherden um uns herumgaloppiert. Am letzten Tag ging es dann hoch zum Torugart Pass, in der Vergangenheit einer der am Schwierigsten zu passierenden Grenzübergänge nach China. Mittlerweile aber gut passierbar- solange man dafür eine chinesische Agentur bezahlt!
Erschöpft sind wir dann nach 10 Stunden Fahrt am Donnerstag Abend in Kashgar angekommen- Endlich!